Neue Leerstandswelle auf dem ostdeutschen Wohnungsmarkt?

Neue Leerstandswelle auf dem ostdeutschen Wohnungsmarkt?

Berlin, 8. Juni 2017. Ostdeutschland droht in den nächsten 15 Jahren eine neue Leerstandswelle auf dem Wohnungsmarkt. Davor warnt Iris Gleicke, die Ostbeauftragte der Bundesregierung. Dies betreffe vor allem strukturschwache Regionen.
Abbidlung: Blick in die Görlitzer Kränzelstraße. Hier hat sich die weitgehend sanierte Altstadt zu einer bevorzugten Wohnlage entwickelt.

Wohnungsleerstand im Osten soll sich bis 2030 verdoppeln

Wohnungsleerstand im Osten soll sich bis 2030 verdoppeln
Gleich um die Ecke, im oberen Teil der Bergstraße. Doch werden alle Görlitzer Stadtquartiere volständig saniert?

Gleicke redet Klartext: "Die durch Deindustrialisierung und Massenarbeits­losigkeit ausgelöste Abwanderung in den neunziger Jahren hat in Verbindung mit dem demographischen Wandel tiefe Spuren hinterlassen. Es gibt offenbar erheblichen Handlungsbedarf angesichts der Entwicklung des Leerstandes, des Mangels an altersgerechten Wohnungen und des hohen Altbaubestandes." Der Bund habe die Mittel für die Städtebau- und Wohnraumförderung deutlich aufgestockt, Gleicke dazu: "Wir müssen uns am Bedarf orientieren und darüber muss vor Ort entschieden werden."

Gleicke erneuerte in diesem Zusammenhang ihre Forderung nach einer Förderung der strukturschwachen Regionen in Ost und West für die Zeit nach dem Auslaufen des Solidarpakts. "Strukturschwache Regionen gibt es auch in den alten Bundesländern. Entwicklungen, die auch im Westen so gut wie unausweichlich bevorstehen, spielen sich im Osten deutlich früher und schneller ab." Einen Rückzug des Staates aus der Fläche dürfe es nicht geben, betonte die Ostbeauftragte.

Gleicke hatte beim Ifo-Institut Dresden eine Studie zu den "Auswirkungen des demographischen Wandels auf den ostdeutschen Wohnungsmarkt" in Auftrag gegeben. Ergebnis: Der Wohnungsleerstand im Osten wird sich bis 2030 von derzeit ca. 610.000 auf rund 1,2 Millionen Wohneinheiten knapp verdoppeln. Grund hierfür sind sinkende Bevölkerungs- und Haushaltszahlen. Die demographischen Trends der letzten 27 Jahre setzen den Rahmen für die künftige Entwicklung. Anders als in weiten Teilen Westdeutschlands ist der Bau zusätzlicher Wohnungen im großen Stil nur in Städten wie Berlin ein Thema.

In Ostdeutschland herrscht nach Auffassung der Autoren der Studie im Vergleich zu Westdeutschland eine erheblich schlechtere Versorgung mit altersgerechtem Wohnraum. Ein altersgerechter Umbau sei angesichts des geringen Mietniveaus im Osten und der hohen Kosten derzeit wirtschaftlich kaum darstellbar.

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  • Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Geändert am: 08.06.2017 - 22:42 Uhr
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