Sächsischer Pflegerat lehnt Papier "Pro Pflege Sachsen" ab

Dresden, 15. Mai 2014. Der Sächsische Pflegerat (SPR) lehnt die Unterschrift unter das Papier „Pro Pflege Sachsen“ des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz ab. Er hatte sich aktiv in dessen Entwicklung eingebracht und zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung der beruflich Pflegenden gemacht - doch diese finden sich nicht wieder. "Das nun veröffentlichte Papier „Pro Pflege Sachsen“ schafft es nicht, die Situation der beruflich Pflegenden in Sachsen wesentlich zu verbessern. Er ist zu wenig konkret, bleibt weit hinter den Erwartungen zurück und hat die Chance verpasst, entscheidende Weichen für dringend benötigte Verbesserungen der Situation beruflich Pflegender zu stellen", heißt es in einer Mitteilung des Pflegerats.

Sächsicher Pflegerat: Initiative bringt keine Verbesserungen für beruflich Pflegende

Weiter heißt es in der Mitteilung: "Unter 'Qualität und Ansehen der Pflege stärken' werden die Punkte Vergütung, Vollzeitbeschäftigung und Erweiterung der Definition "Fachkraft" verstanden. Wir begrüßen ausdrücklich, dass im Papier gefordert wird, beruflich Pflegende tariflich zu entlohnen. Dies ist ein längst überfälliger Schritt. Die Tarife müssen allerdings entsprechend der Qualifikation und der Verantwortung von beruflich Pflegenden in einem zweiten Schritt angehoben werden.

Ähnlich verhält es sich mit der Forderung nach mehr Vollzeitstellen. Dies ist nur in bedingtem Maß mit dem Anspruch auf familienfreundliche und gesundheitsfördernde Arbeitszeitmodelle zu vereinbaren und steht dem Wunsch nach Teilzeitarbeit von nicht wenigen beruflich Pflegenden entgegen. Beim Thema Gesundheitsförderung bleibt die Initiative unkonkret und belässt es bei einem Bekenntnis zur Stärkung betrieblicher Gesundheitsfürsorge.

Der im Papier vorgesehene Schritt, Heilerziehungspfleger als Pflegefachkräfte anzuerkennen, weist sogar in die entgegengesetzte Richtung. Pflegefachberufe sind Heilberufe und verfügen über eine spezielle Expertise, die nicht durch einen sozialpflegerischen Beruf ersetzt werden kann. Die Anerkennung von Heilerziehungspflegern als Fachkräfte in der Altenpflege kann aus unserer Sicht sinnvoll sein, grundsätzlich muss sich aber der Anteil der notwendigen Qualifizierungen an der Struktur, das heißt an den (Pflege-)Zustandsmerkmalen der versorgten HeimbewohnerInnen ausrichten und kann nicht pauschaliert erfolgen. Eine Einbeziehung weiterer Therapieberufe wie Logopäden und Ergotherapeuten müsste ebenfalls bedacht werden.

Weiterhin rote Laterne für die Pflege in Sachsen!


Die Initiative ist nicht geeignet, dass der Freistaat Sachsen in pflegerelevanten Bereichen die rote Laterne abgibt. So verzichtet das Papier auf eine Stellungnahme zur Einführung grundständiger Studiengänge für Pflegeberufe, eine Entwicklung die in fast allen Bundesländern bereits läuft und vom Deutschen Wissenschaftsrat ausdrücklich empfohlen wird. Dieser Schritt würde den Pflegeberuf für Absolventen mit Hochschulreife attraktiv gestalten und der abnehmen Zahl von Absolventen mit mittlerem Schulabschluss sinnvoll begegnen. Eine moderne Pflegeausbildung trägt maßgeblich dazu bei, den Beruf gerade für junge Menschen deutlich attraktiver zu gestalten! Keine Äußerung zu diesem wichtigen Thema ist auch ein Statement!

Das Thema Selbstverwaltung der Pflegeberufe, von der sich Pflegende in Sachsen nach einer Umfrage des Pflegerates, eine deutliche Imagesteigerung ihres Berufes erhoffen, ist im Papier 'Pro Pflege Sachsen' ebenso nicht enthalten. Auch da sind uns andere Bundesländer weit voraus.

Aus Sicht des Sächsischen Pflegerates würde die Gründung einer Pflegekammer in Sachsen nachhaltig und wesentlich zur Stärkung von Qualität und Ansehen der Pflege beitragen.

Der letzte Schwerpunkt der Initiative richtet sich auf die Stärkung des Ehrenamtes und die Versorgung durch Angehörige. Dabei wird vernachlässigt, dass Pflege nur in dem aufeinander abgestimmten Tun von Pflegeempfängern, beruflich Pflegenden, Angehörigen und ergänzenden Angeboten bedarfs- und bedürfnisgerecht gelingt. Ohne eine spürbare Verbesserung der Situation aller beruflich Pflegenden werden alle Bemühungen, die Situation pflegebedürftiger Personen zu verbessern, ins Leere führen.

Initiative für alle Pflegeberufe notwendig!

Abschließend sei angemerkt, dass die in der Initiative „Pro Pflege Sachsen“ beschriebenen Problemfelder nicht allein die Altenpflege betreffen. Der Sächsische Pflegerat reagiert mit Unverständnis darauf, dass die Initiative auf den Bereich der Altenpflege begrenzt ist.

Aus unserer Sicht ist eine Initiative zur Verbesserung aller in der Pflege beruflich tätigen Menschen notwendig und verdient mehr als bloße Absichtserklärungen!"

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  • Quelle: red
  • Geändert am: 15.05.2014 - 08:50 Uhr
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