Künstler vom Cottbusser Knast

Künstler vom Cottbusser Knast

Cottbus / Chosebuz. Bis Ende Januar 2010 wurde die Ausstellung „Künstler in Gefangenschaft - Gefangene, die zu Künstlern wurden“ im Evangelischen Zentrum Cottbus verlängert. Anlass der am 9. November 2009 eröffneten Ausstellung des Menschenrechtszentrums in Cottbus war der 20. Jahrestag des Mauerfalls. Damit werden Künstler als Widerständler und Opfer der SED-Diktatur in jener Stadt gewürdigt, in der sie in der berüchtigten Strafvollzugsanstalt Cottbus - einem nahezu geheimen Zuchthaus für politische Gefangene - teilweise jahrelang einsaßen.

Eine Ausstellung zur rechten Zeit

Eine Ausstellung zur rechten Zeit
Bild von Steffen Krahl: "Wenn Du es nicht weißt, dann mußt Du es lernen..." | "Wenn Du es nicht kannst, dann werden wir Dir helfen..." | "...wenn Du es nicht willst, dann werden wir Dich zwingen!!!"

Unter den Inhaftierten waren sowohl bekannte als auch unbekannte Namen wie der Designer Frank Neubert, der Cottbusser und heutige Kreativcoach Steffen Krahl, der Berliner Wolfgang Arndt, der „staatliche Organe beeinträchtigt“ hatte, der Autor und Künstler Jürgen K. Hultenreich, der Karikaturist Alois Kuhn, der ehemalige Fluchthelfer und Maler Gino Kuhn, der Fotokünstler Matthias Meister, der Künstler und Darsteller Harry Santos und der Holzgestalter Jörg Beier.

„Eine Ausstellung zur rechten Zeit“, meint Beier und verweist auf die Ablehnung vieler Gemeinderäte in Sachsen, sich einer Stasi-Überprüfung zu unterziehen. Auch Brandenburg kennt das Problem: Der ehemalige Insasse des Stasi-Zuchthauses und Gründer des Menschenrechtszentrum in Cottbus, Dieter Dombrowski, MdL, war zu Vereidigung von Ministerpräsident Matthias Platzeck in seiner Cottbusser Häftlingsuniform im Landtag erschienen, um so auf die Beteiligung ehemaliger Stasimitarbeiter in Landesregierung aufmerksam zu machen.

Einige der Wärter des Cottbusser Zuchthauses waren für ihre besondere Brutalität bekannt und wurden zu mehr als zweijährigen Haftstrafen verurteilt - abzusitzen teils im offenen Vollzug.

Obgleich ist in der DDR offiziell keine politischen Gefangenen gab, waren Verhaftungen und Verurteilungen wegen „staatsfeindlicher Hetze“ oder „versuchter Republikflucht“ an der Tagesordnung. Verhaftet wurde nach Stasi-Bespitzelung oder Denunziation, oftmals mittels „Vorladung zu Klärung eines
Sachverhalts“, von der die Betroffenen nicht zurück kamen.
Einmal in den Fängen des Staates - als Anlass genügte ein Witz - versuchte das Regime mit allen Mitteln, weiteres belastendes Material zusammenzutragen.
Anklageschriften wurden vor Gericht nur verlesen, den Dissidenten aber nicht ausgehändigt. Die Haftbedingungen in den berüchtigten DDR-Gefängnissen auf dem Chemnitzer Kaßberg, im „Gelben Elend“ zu Bautzen und eben auch in Cottbus kamen systematischer Folter gleich.

Kuratorin der Ausstellung ist, im Auftrag des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V., Anna Schädlich. Eröffnet worden war die Ausstellung mit einem Podiumsgespräch mit der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, in der Oberkirche St. Nikolai., in dem die Hoffnungen und Enttäuschungen der deutschen Einheit thematisiert wurden.

Hingehen befohlen!
Die Ausstellung ist montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr
noch bis zum 31.Januar 2010 geöffnet.
Evangelisches Zentrum Cottbus, Gertraudtenstraße 1, 03046 Cottbus,
Haus II (Zugang durch die Gartenpforte).

Besuche außerhalb der Öffnungszeiten bitte anmelden unter Tel. 0355 - 71 31 08.

Kleines Bild:
Blick auf das Zuchthaus Cottbus von Gundula Martin, Cottbus



Die Künstler mit Cottbuser Stasiknast-Vergangenheit:
(Text: Anna Schädlich)

Wolfgang Arndt Update vom 27. August 2010
wurde 1959 in Ost-Berlin geboren. Bereits als Schüler geriet er ins Visier der Staatssicherheit, weil er den Beitritt zur Pionierorganistation „Ernst Thälmann“ und später zum kommunistischen Jugendverband „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ) ablehnte. Da er durch sein Engagement in der kirchlichen Bürgerrechtsbewegung zusätzlich von Seiten des Staates schikaniert wurde, stellte er mehrere Ausreiseanträge in die Bundesrepublik, die immer wieder abgelehnt wurden. Daraufhin hatte er illegal die Botschaften der USA und Großbritanniens sowie die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR kontaktiert. Durch den Verrat seiner damaligen Ehefrau an das MfS wurde Arndt im Jahr 1980 verhaftet und zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Vorwurf lautete: "Vorbereitung zum ungesetzlichen Grenzübertritt im besonders schweren Fall" und "Beeinträchtigung staatlicher Organe in ihren Tätigkeiten". Nachdem er bereits in Berlin, Frankfurt/Oder, Cottbus und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) seine Haft verbüßen musste, wurde Arndt von der Bundesrepublik aus der fast zweijährigen Haft freigekauft und zog nach West-Berlin. Wegen körperlicher Haftschäden konnte er seinen Beruf als gelernter Tiefbaufacharbeiter jedoch nicht mehr nachgehen. Stattdessen arbeitete er in der Logistik eines Speditionsunternehmens. Neben der künstlerischen Auseinandersetzung mit seiner Haft arbeitet Arndt seit 2008 als Besucherreferent in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.
Kontakt: Telefon 030 - 86 56 70 66

Jörg Beier
wurde 1946 in Schwarzenberg/Erzgebirge geboren und absolvierte von 1963 bis 1966 eine Lehre als Holzmodellbauer.
Während seines Studiums an der Fachschule für Angewandte Kunst in Schneeberg, das er 1967 beginnt, wird Beier im Jahr 1969 von der Staatssicherheit verhaftet und wegen »Staatsfeindlicher Hetze« zu 18 Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Inhaftierung im Zuchthaus Cottbus arbeitet Beier von 1971 bis 1974 in der Produktion. Danach ist er bis 1977 Mitarbeiter bei Prof. Brockhage als Holzbildhauer. Ab 1978 ist er freischaffender Künstler als Kandidat und Mitglied im Verband Bildender Künstler und beschäftigt sich hauptsächlich mit architekturbezogener Plastik. Seit 1987 leitet Beier ehrenamtlich eine Galerie des Kulturbundes, gründet 1990 den »Schwarzenberger Kunst- & Kulturverein e.V.«, der heute sogenannte »Kunstzone e.V.«
Im selben Jahr beginnt Jörg Beier mit dem Projekt »Freie Republik Schwarzenberg«: »Natürlich hat es die Republik Schwarzenberg niemals gegeben, sie ist eine brillante Erfindung von Stefan Heym, die er 1984 in seinem Roman »Schwarzenberg« literarisch gestaltet. Er stützte sich dabei auf Ereignisse in der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, die nach Ende des 2.Weltkrieges von den Siegern nicht besetzt wurde und 42 Tage sich selbst überlassen blieb. In Ermangelung der Besatzer nahmen beherzte Frauen und Männer in 21 Städten und Dörfern ihr Schicksal in die Hand.« (Jörg Beier) Mit der Eröffnung der »Kunst und Kneipe - Zur freien Republik Schwarzenberg« mitten im Stadtzentrum von Schwarzenberg wird gleichzeitig die Galerie »Silberstein« eröffnet und beherbergt heute zusätzlich den Weinkeller »Zum Drachen« und das Nobel-Café »Piano«.
1993 gründet Beier die Künstlergruppe »ZONE«. Jörg Beier ist Dipl. Designer, Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler und im Chemnitzer Künstlerbund. Der Künstler lebt und arbeitet in Schwarzenberg.
Kontakt: http://www.freie-republik-schwarzenberg.de

Jürgen K. Hultenreich
wurde 1948 in Erfurt geboren. Während seiner Ausbildung zum Schaufensterdekorateur in seiner Geburtsstadt geriet er mit 17 Jahren wegen gescheiterter Republikflucht im November 1966 in Haft. Hultenreich verteidigte sich vor Gericht mit Schillerzitaten und verglich die DDR mit dem Nazireich. Daraufhin wurde seine Verhandlung ausgesetzt und man wies ihn in die Psychiatrische Klinik Pfafferode zur Begutachtung ein. Der Psychiater, ein Schillerverehrer, stellte ein relativ wohlwollendes Gutachten aus. Nach einem halben Jahr UHaft, inklusive des Aufenthaltes in der Psychiatrie, und der zweiten Gerichtsverhandlung lautete das Urteil: 2½ Jahre auf Bewährung. Noch während seiner Bewährungsstrafe beendete Hultenreich im Jahr 1969 seine
Lehre in Erfurt und wurde danach Bassist der Band »Modern Blues«. Von 1972 bis 1973 musste Hultenreich zur NVA nach Eggesin. In der Zeit von 1973 bis 1976 studierte er Bibliothekswesen in Leipzig. Seine während des Studiums und danach entstandene Lyrik und Prosa fanden keine Veröffentlichungsmöglichkeiten.
Nach dem Studium hielt er sich mit diversen Nebentätigkeiten, z.B. als stellvertretender Brigadier in einer Malzfabrik, über Wasser. 1980 zog Hultenreich von
Erfurt nach Ost-Berlin und schrieb als freier Mitarbeiter Annotationen für das Bibliothekswesen.
Wegen des 1983 von dem Regisseur Heiner Sylvester heimlich in Ost-Berlin gedrehten und im Westfernsehen 1985 gesendeten Dokumentarfilms »Der Weg aus der Ordnung «, in dem Hultenreich das DDR-System der Lächerlichkeit preisgab, geriet er als Operationsvorgang VIDEO ins Fadenkreuz der Staatsicherheit. Statt einer erneuten Verhaftung wurde die sofortige Abschiebung nach West-Berlin angeordnet. Seit Juli 1985 lebt und arbeitet Jürgen K. Hultenreich als freischaffender Autor in West-Berlin und tritt seit einem Jahr als bildender Künstler an die Öffentlichkeit.
Kontakt: Telefon 030 - 456 64 73

Steffen Krahl
wurde am 22. Juli 1965 in Cottbus / Chosebuz geboren. In der Zeit von 1981 bis 1983 wurde er zum Zwecke der sozialistischen Umerziehung zum einen im Kinderheim Spremberg / Grodkund zum anderen im Jugendwerkhof Wismar untergebracht. Unter anderem wegen Missachtung staatlicher Symbole, wiederholter Verstöße gegen die aufgezwungenen Auflagen der Maßnahmen zur »Wiedereingliederung« kam Krahl in der Zeit von 1984 bis 1989 mehrfach
in Untersuchungshaft nach Cottbus und in die Strafvollzugseinrichtung (StVE) »Schwarze Pumpe«.
Zuletzt wurde Steffen Krahl im Oktober 1989 auf Grund der Auslegung des Urteilsspruchs des Gerichts nicht wegen Herabwürdigung, sondern wegen Beleidigung verurteilt. Er ist bis heute noch nicht rehabilitiert.
Steffen Krahl lebt und arbeitet als Kreativcoach in Cottbus. Derzeit arbeitet er mit einer Canon 350D und nutzt jede freie Zeit, um in Wald und Flur, meist abseits der ausgetretenen Pfade, auf Motivsuche zu gehen.
Kontakt: info@art-and-yesterday.com

Alois Kuhn
wurde 1940 in Krinsdorf im Kreis Trautenau geboren. Seine Mutter wurde mit ihren drei Kindern (der Vater war im Zweiten Weltkrieg gefallen) 1946 aus der Tschechoslowakei nach Thüringen vertrieben, in die Stadt Vacha. Hier erlernte Kuhn den Beruf eines Schlossers und studierte später in der nahe gelegenen Stadt Schmalkalden das Fach Maschinenbau. Seiner inneren Berufung als Zeichner folgend entschied sich Kuhn gegen jede finanzielle und staatliche Sicherheit und gab im Juli 1976 seine Arbeit im VEB Kombinat Robotron Erfurt auf. Fortan als freiberuflicher Karikaturist tätig, wurden Kuhns Zeichnungen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften der DDR publiziert.
Im Juli 1979 wurde Alois Kuhn wegen seiner kritischen Zeichnungen nach jahrelanger Observation (seit 1975) in seinem Atelier verhaftet und nach ungefähr dreimonatiger Untersuchungshaft zu 18 Monaten Haft verurteilt. Der Vorwurf lautete: staatsfeindliche Hetze. Über den damals üblichen Häftlingsfreikauf wurde Alois Kuhn 1980 direkt aus der Haftanstalt mit dem Bus über die Grenze in die Bundesrepublik transportiert und lebte damals in West-Berlin. In der Bundesrepublik erschienen Kuhns Karikaturen bald schon in namhaften Zeitungen, wie z.B. in: Die Welt, Der Spiegel, FAZ. Im Rahmen
politischer Bildung wirkte er bis 1992 bundesweit als Referent u. a. für Das Haus der Zukunft, die Konrad-Adenauer-Stiftung, Paneuropa-Union und Gesamtdeutsches Institut. Heute lebt und arbeitet Alois Kuhn im Frankenwald.
Kontakt: http://www.alikari.de

Gino Kuhn
wurde 1955 in Walldürn (Necker-Odenwald) geboren und zog nach Abschluss der einjährigen Berufsfachschule 1972 zunächst nach Heidelberg und im selben Jahr nach Mannheim. Dort absolvierte er eine Ausbildung als Fernmeldetechniker. Im Jahr 1975 siedelte er nach West-Berlin (Kreuzberg) über.
Die direkte Konfrontation mit der geteilten Stadt und ihrer Mauer bewog ihn, eine Fluchthelfer-Organisation als Kurier und Fluchthelfer zu unterstützen. Noch im selben Jahr wurden Kuhn und drei im Kofferraum eines Autos versteckte DDR-Bürger, beim Fluchtversuch in die Bundesrepublik, am Grenzübergang Wartha-Herleshausen verhaftet. Das Scheitern des Fluchtversuchs kam durch Verrat an das MfS zustande.
Kuhn erhielt nach einem halben Jahr absoluter Isolationshaft in Cottbus sein Urteil durch das Bezirksgericht Cottbus: sechs Jahre Freiheitsstrafe wegen »staatsfeindlichen Menschenhandels«. Er wurde 1976 zunächst nach Berlin-Hohenschönhausen verlegt und kurze Zeit später erfolgte die Überführung in die Haftanstalt Berlin-Rummelsburg. Geprägt durch Isolationshaft, Schlafentzug, physische und psychologische Gewalt, Knebelketten, Zwangsarbeit und mangelnde Ernährung wurde Kuhn von dort aus im Februar 1978 mit einem Bus in die Bundesrepublik entlassen.
In der Bundesrepublik absolvierte Kuhn von 1979 bis 1981 eine Umschulung zum Bauzeichner und arbeitete von 1979 bis 1985 in einem Architektenbüro. In der Zeit von 1986 bis 2003 unterhielt Gino Kuhn eigenständig und freischaffend ein Planungsbüro für Architektur, Schwerpunkt: ökologisches Bauen.
Seit 1979 entstehen zahlreiche Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder zum Thema DDR-Haft und Berliner Mauer. Auch Themen wie Menschenrechte, Krieg und Folter sind Gegenstand der Auseinandersetzung in Kuhns Arbeiten.
Heute lebt Gino Kuhn wieder in Walldürn und wurde 1992 durch das Bezirksgericht Cottbus rehabilitiert.
Kontakt: art.gino@gmx.net

Matthias Melster Update vom 27. August 2010
wurde 1966 in Ost-Berlin geboren und geriet schon als Jugendlicher in Widerspruch zu der verordneten Staatsdoktrin der DDR, denn er wurde auf eine Polizeiwache mitgenommen, um dort den an seinem Ärmel verbotenen Aufnäher der Evangelischen Kirche mit der Aufschrift "Schwerter zu Pflugscharen" zu entfernen. Melster durfte kein Abitur machen und in der Folge nicht Medizin studieren, obgleich er sehr gute Noten nachweisen konnte. Er absolvierte demzufolge eine Ausbildung zum Zahntechniker, die er allerdings fast nicht abschließen durfte, weil er aus pazifistischen Gründen die üblichen Schießübungen im Rahmen des Sportunterrichtes verweigerte. Ab 1985 stellte Melster, ungeachtet der sich daraus ergebenden Repressalien, mehrere Ausreiseanträge in die Bundesrepublik. Da keinem der Anträge stattgegeben wurde, unternahm Melster mit einer Freundin im Frühjahr 1987 über die Tschechoslowakei einen Fluchtversuch, der jedoch misslang. Nach kurzer Inhaftierung in tschechischen Gefängnissen wurde Melster in die zentrale Untersuchungshaftanstalt des MfS nach Berlin-Hohenschönhausen überführt. Hier wurde er fünf Monate lang verhört, bevor er wegen "ungesetzlichem Grenzübertritts" zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt wurde, die er u. a. im Gefängnis in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) einsaß. Im Rahmen des Häftlingsfreikaufs durch die Bundesrepublik wurde Melster 1988 nach West-Berlin entlassen und holte auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach. Er studierte an der Freien Universität Berlin von 2001 bis 2005 Politikwissenschaften und absolvierte zusätzlich eine Fotografieausbildung (in der Fotoklasse „imago fotokunst“). Der seit 2005 freischaffende Fotokünstler Matthias Melster lebt und arbeitet in Berlin und führt auch seit 1999 Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Wiedergespiegelt wird seine Geschichte im Dokumentarfilm „Der irrationale Rest“, der im Februar 2005 auf der Berlinale und später auch im ZDF gezeigt wurde. Außerdem wirkt Matthias Melster im Theaterstück „Staats-Sicherheiten“ mit..
Kontakt: http:// www.matthias-melster.de

Frank Neubert
wurde 1945 in Schönheide/Erzgebirge geboren. Er studierte an der Fachschule für Angewandte Kunst in Schneeberg.
1968 wurde Neubert wegen »staatsgefährdender Hetze« verhaftet und saß zunächst in Chemnitz ein halbes Jahr in Untersuchungshaft. Nach der Verurteilung zu 16 Monaten Haft wurde er in den Strafvollzug nach Cottbus verlegt und im Sommer 1969 in die DDR entlassen. 1971 wurde Neubert von der
Bundesrepublik freigekauft.
Von 1972 bis 1978 studierte er an der Akademie in Nürnberg und war Meisterschüler bei Professor Eusemann. Frank Neubert arbeitete als freischaffender Künstler und Industriedesigner in Nürnberg. Er starb im Jahr 2008.

Harry Santos Update vom 27. August 2010
wurde 1955 in Leipzig geboren, wuchs aber in Thüringen auf. Weil sein Vater (ein höherer SED-Funktionär) seine Ausbildung zum Porzellanmaler boykottierte, erlernte Santos den Beruf eines Kraftfahrers, schlug sich u. a. als Krankenwagenfahrer durch und musste eine 1½ jährige schikanöse Behandlung in der Nationalen Volksarmee (NVA) überstehen.
Bald darauf entstanden abstrakt expressionistischem Arbeiten, die allerdings nur heimlich in privat organisierten Ausstellungen gezeigt wurden. Ab 1977 lebte Santos in Ost-Berlin und hatte Verbindung zur dort existierenden Dissidentenszene. Mit seiner damaligen Lebensgefährtin beschloss Santos, die DDR zu verlassen, und beide stellten 1979 einen Ausreiseantrag in die Bundesrepublik.
Um Bewilligung des Ausreiseantrages seiner Lebensgefährtin voranzutreiben, ließ sie sich auf eine Scheinehe mit einem Amerikaner ein. Während sie die DDR verlassen konnte, wurde Santos’ eigene Ausreise allerdings nicht genehmigt, auch, weil man herausgefunden hatte, dass die Ehe seiner Lebensgefährtin nur vorgetäuscht war. 1982 wurde Santos verhaftet, weil eine Freundin ihn wegen seiner Fluchtpläne denunziert hatte. Der Vorwurf lautete: „Vorbereitung und Planung zum illegalen Grenzübertritt im schweren Fall".
Er wurde zu einer einjährigen Haftstrafe mit anschließender Polizeiaufsicht verurteilt. Nach neun Monaten Haft, die er in Berlin, Neustrelitz und Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) verbüßte, wurde er von der Bundesrepublik 1983 freigekauft. Santos zog nach West-Berlin und schloss eine Krankenpflegerausbildung ab. Heute lebt und arbeitet er als Künstler in Berlin und führt seit 2006 Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Seit 2008 wirkt er im Theaterstück „Staats-Sicherheiten“ mit, das 2009 mit dem Friedrich-Luft-Preis der Berliner Morgenpost geehrt wurde.
Kontakt.http://www.santos-artist.de

Der Druck des Ausstellungsplakats und der Geschichte der ausstellenden Künstler wurde freundlich unterstützt von der Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg.

Kommentare (1)

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  • Unbeachtet

    von Ernst am 25.01.2010 - 22:45:39
    Die Leute, die in der DDR politisch eingelochjt wurden und sich nicht in den Westen entlassen lassen haben, finden viel zu wenig Beachtung.
    Dafür haben schon die Wendehälse gesorgt.


  • Quelle: TEB | Fotos:Jörg Beier | Erstveröffentlichung am 11.01.2010 - 01:47 Uhr
  • Geändert am: 27.08.2010 - 21:51 Uhr
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