Aleppo-Mahnmal in Dresden

Aleppo-Mahnmal in Dresden
Foto: Matthias Wehnert

Dresden, 8. Februar 2017. Von Karin Ziegler. Am gestrigen Dienstag wurde um 13 Uhr auf dem Dresdner Neumarkt das Monument des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni öffentlich eingeweiht. Schon im Vorfeld hatten sich viele Menschen versammelt, die mit Vermittlern und Vertretern von Stadt und Landesregierung ins Gespräch kamen. Das Konzept eines bürgernahen Austausches durch Vermittler und Gespräche mit dem Künstler vor Ort wird auch während der Gedenkveranstaltungen in den kommenden Tagen beibehalten.

Kunst wirkt

Die Veranstaltung mit ca. 250 Personen wurde trotz erheblicher Störungen wie geplant durchgeführt. Entsetzt und schockiert sind wir darüber, dass sich eine Anzahl Menschen bereits im Vorfeld versammelt hatte, um durch Pöbeln und Brüllen die Veranstaltung zu stören. Auch die Friedensbotschaft des Pfarrers der Frauenkirche wurde durch Sprechchöre gestört.

"Wir haben zu einer Veranstaltung im öffentlichen Raum eingeladen, die zum Frieden mahnt. Wer widersprechen möchte, sollte zunächst dem Anderen zuhören, so habe ich das gelernt", erklärte Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthauses Dresden und Hauptverantwortliche des Projekts. Des Weiteren bedankt sie sich für zahlreiche Unterstützung: "Überdies sind wir für den großen positiven Zuspruch dankbar, den wir bei der Eröffnung wie auch von Menschen aus der unmittelbaren Nachbarschaft erhalten haben. Das Kunstwerk spricht vielen Menschen in dieser Stadt aus dem Herzen."

Der Polizeieinsatz wird als gut und ausreichend bewertet. Am Rande kam es zu Irritationen, da ein Banner mit der Aufschrift "Euer Rassismus kotzt uns an" von der Polizei entfernt wurde. Da auf der Versammlung keine Transparente und Plakate zugelassen waren, hat die Polizei wertungsfrei und zweckmäßig gehandelt.

Rebellen am Werk?

Seit dem heutigen Vormittag kursieren in verschiedenen sozialen Medien Mutmaßungen, die Barrikade aus Bussen in Aleppo sei von einer Rebellenorganisation errichtet worden.

Manaf Halbounis Collage zum Monument von 2015 basiert auf einem im gleichen Jahr in der englischen Zeitung The Guardian erschienenen Bild der französischen Nachrichtenagentur AFP. Dieses Bild wurde abgeschnitten. Es zeigt die Barrikade ohne Fahne. Weitere Vorarbeiten von Manaf Halbouni zum temporären Mahnmal basieren auf Bildern und Kontakten mit dem syrischen Fotografen Nizam Najar. Dieser arbeitete 2016 in Aleppo und stellte verschiedene Aufnahmen von dieser Barrikade sowie weiteren Schutzmaßnahmen für die Zivilbevölkerung zur Verfügung. Eine Auswahl dieser Bilder finden Sie im Anhang. Auf seinen Aufnahmen der Barrikade aus verschiedenen Blickwinkeln ist keine Fahne erkennbar. Verschiedene Quellen bestätigen, dass die Barrikade zum Schutz der Zivilbevölkerung errichtet wurde.

Hier aus aktuellem Anlass zwei Stellungnahmen seitens der Veranstalter und des Künstlers:

Manaf Halbouni, Künstler des Monuments: "Das Bild der Barrikade aus den drei aufgerichteten Bussen existiert hundertfach im Internet. Das jetzt in den sozialen Medien von der Agentur Reuters stammende Motiv mit der Fahne der Organisation Ahrar al-Scham sehe ich zum ersten Mal. Es ist nicht auszuschließen, dass die Barrikade im Kriegsverlauf von verschiedenen Parteien in Anspruch genommen wurde. In der Situation dieses Krieges, unter der die Zivilbevölkerung leidet, gibt es viele Seiten. Mir geht es nicht um die Akteure, von denen die brutale Gewalt dieses Krieges ausgeht, sondern um das Leiden der Menschen in dieser Situation."

Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin Kunsthaus Dresden: "Das Kunstwerk veranschaulicht die Situation, in der die Zivilbevölkerung in Aleppo im Krieg leben muss. Es ist nicht die Intention des Kunstwerkes auf die komplexe Situation der unterschiedlichen Parteien dieses Krieges Bezug zu nehmen. Das Monument zeigt einen Ausschnitt aus dieser menschenunwürdigen Situation und ist ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt in jeglicher Form – auch gegen die Gewalt von Terroristen."

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  • Quelle: Karin Ziegler | Foto: Matthias Wehnert
  • Geändert am: 09.02.2017 - 08:50 Uhr
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